Gemeinsam mit ihrem Landtagskollegen Ansgar Mayr und dem Bundestagskandidaten Nicolas Zippelius informierte sich die Ministerin zunächst über den Stopp der Weiterentwicklung des Baugebietes „Carré am Markt“ im Neubaugebiet „Biegen/Durlacher Weg“. Dort sollte nach sieben Jahren Planungszeit ein Mischgebiet aus Gewerbe, Dienstleistung und Wohnen entstehen. Seit Jahren wird das Projekt jedoch durch ein kleines Vorkommen der Haubenlerche ausgebremst. In Baden-Württemberg steht der Vogel auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.
"Trotz früherer Genehmigungen können aktuell dort weder Wohnungen gebaut noch Gewerbe oder ein Ärztezentrum angesiedelt werden. Dabei nisten die Vögel gar nicht auf dem Gelände, sondern auf dem nahe gelegenen Flachdach eines Einkaufsmarktes", erläuterte der Vorsitzende der CDU-Gemeinderatsfraktion, Joachim Walter. Zudem sei die Haubenlerche eine der weltweit am meisten vorkommenden Vogelarten. Der Bevölkerung sei es nicht zu vermitteln, dass das Projekt jetzt, trotz vorliegender Genehmigungen aus den Vorjahren und damaliger Kenntnis des Haubenlerchenvorkommens auf Eis liege.
"Natürlich sind die geltenden Gesetze zu beachten und es kommt gerade bei Bauprojekten immer wieder zu Interessenkonflikten, die aufgelöst werden müssen. Wir brauchen aber in Zukunft mehr Planungssicherheit für Kommunen und Investoren, vor allem vor dem Hintergrund der bestehenden Wohnungsnot", erklärte Ministerin Razavi. Allerdings müsse man dabei auch auf notwendige Gesetzesänderungen durch den Bund setzen. Nicolas Zippelius will das Thema, im Falle seiner Wahl in den Bundestag, ganz oben auf die Agenda seiner Arbeit setzen.
"Den besonderen Fall hier in Linkenheim-Hochstetten, werde ich mit einer Anfrage an das Umweltministerium klären, denn auch das Schutzgut Mensch muss in der Abwägung angemessen berücksichtigt werden. Vor allem müssen sich Kommunen und Bürger darauf verlassen können, dass einmal getroffene Entscheidungen Bestand haben", erklärte der Landtagsabgeordnete Ansgar Mayr.
"Die bürokratischen Vorschriften und ständig steigenden Standards machen Bauprojekte heute langwierig und teuer", erläuterte der Zimmerermeister Uwe Ratzel. Sein Familienunternehmen hat sich auf den Holzhausbau spezialisiert und fertigt private Holzhäuser, realisiert Aufstockungen oder Erweiterungsbauten in ökologischer, nachhaltiger Bauweise.
Günstigen Wohnraum zu schaffen, sei heutzutage kaum noch möglich, da immer neue Vorgaben von der Politik beschlossen würden, welche die Kosten eines Bauprojekts für den Bauherrn erhöhen würden, so Ratzel. Beispiele seien Wärmedämmung oder Brandschutz und künftig die Solarpflicht. Öffentliche Ausschreibungen seien sehr aufwendig und kompliziert und häufig bekämen dann Billigangebote den Zuschlag, sodass viele Handwerker inzwischen auf eine Beteiligung verzichteten. Nicolas Zippelius regte in diesem Zusammenhang an, das Schweizer Modell zu prüfen, in dem der Zweitgünstigste den Zuschlag erhalte, was ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Qualität und Preis ermögliche.
"Wir werden im Wohnungsbauministerium einige Gesetze auf den Prüfstand stellen und auch verzichtbare Regelungen abschaffen", erklärte die Wohnungsbauministerin. In enger Zusammenarbeit mit den Kommunen könnten das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum und die Städtebauförderung als wichtige Instrumente des Landes für Entlastung im Wohnungsbau sorgen.
Nachholbedarf sieht Zimmerermeister Ratzel beim Image des Handwerks. Hier müsse die Politik im Bildungsbereich unterstützen. Es brauche mehr Wertschätzung für die Handwerksberufe und Werbung für die Berufe bereits an der Schule. Die Besetzung von Ausbildungsstellen und qualifiziertes Fachpersonal seien immer noch Probleme, die man lösen müsse.